Aichwald. Bleibt es bei einer rätselhaften Kandidatin? Und meint das Phantom seine Bewerbung zur Bürgermeisterwahl überhaupt ernst? Diese Fragen, die sich in den vergangenen Tagen nicht nur viele Aichwalder gestellt haben, wurde am Mittwoch auf einen Schlag beantwortet. Erst gab mit Andreas Jarolim ein 34-jähriger CDU-Politiker aus Esslingen-Hohenkreuz bekannt, dass er Nachfolger von Nicolas Fink (SPD) werden möchte. Wenig später wagte sich dann auch die Unbekannte aus der Deckung. Sie heißt Ilona Maier, ist Hausfrau, ledig und parteilos. Die 42-Jährige stammt aus Höchenschwand im Südschwarzwald und ist politisch ein unbeschriebenes Blatt.

Andreas Jarolim ist dagegen kein Unbekannter. Er gehört dem Vorstand des CDU-Stadtverbands Esslingen an und sitzt seit 2014 als beratendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Erziehung und Soziales des Esslinger Gemeinderates. Bis 2016 war Jarolim Finanzreferent im JU-Kreisverband Esslingen. Der 34-Jährige arbeitet bei der Netze BW, einer Tochter des Energiekonzerns EnBW, als Konzessionsmanager. Die CDU sei zwar seine politische Heimat, betont er. Aber er werde als Rathauschef überparteilich agieren.

Seine offiziellen Bewerbungsunterlagen habe er noch nicht in der Gemeindeverwaltung abgegeben, sagt Jarolim. Doch das werde er spätestens am heutigen Donnerstag machen. Warum er sich mit der Kandidatur so lange Zeit gelassen hat? „So ein Schritt muss wohl überlegt sein“, erklärt er. Denn er habe „einen guten Job, den man nicht so leichtfertig aufgibt“. In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche geführt und sei letztlich zu dem Entschluss gekommen, für die Wahl am 17. März seinen Hut in den Ring zu werfen. Auch deshalb, weil er sich schon immer gut vorstellen konnte, Bürgermeister zu werden. Aichwald stehe ihm als „Ort mit besonderem Charme“ nahe, denn die Gemeinde habe nicht nur landschaftlich und kulturell einiges zu bieten, sondern vermittle ihm auch ein Heimatgefühl. Nicht zuletzt, weil ein Teil seiner Familie dort lebt.

Politik, der Wettbewerb um die besten Ideen, der Austausch und persönliche Begegnungen machten ihm viel Freude. Als Betriebswirt und Mitarbeiter eines großen Energieunternehmens bringe er für die Aufgaben des Rathauschefs eine „fundierte Wirtschaftskompetenz“ mit, so Jarolim. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei Netze BW habe er diverse Kommunen bei der Strom- und Gasversorgung betreut. Mit Fragen der kommunalen Infrastruktur sei der daher „bestens vertraut“. In der Kommunalpolitik habe er sich bisher vor allem mit den Themen Schulentwicklung, Ganztagsbetreuung sowie Vereins- und Ehrenamtsförderung beschäftigt.

In Aichwald sieht der Kandidat eine „gute Ausgangslage“. Die Infrastruktur sei hervorragend. Doch dürfe sich die Gemeinde darauf nicht ausruhen. Er wolle mit Steuergeldern verantwortungsvoll umgehen, verspricht Jarolim. Die Gemeinde solle auch in Zukunft schuldenfrei bleiben. Handlungsbedarf sieht er vor allem bei den Themen schnelles Internet und Mobilfunk. Denn diese seien zu einem echten Standortfaktor für Unternehmen und Privatpersonen geworden. Hohen Sanierungsbedarf gebe es bei den Kindergärten und Schulen in Aichelberg und Aichschieß. Angesichts des sozialen und demografischen Wandels müsse Aichwald seine Pflegeeinrichtungen „dringend zukunftsfest machen“. All diese Herausforderungen wolle er „mit Mut und Demut“ angehen.

In den verbleibenden sechs Wochen bis zur Wahl will sich der 34-Jährige „ mit möglichst vielen Leuten über die Probleme im Ort reden“. Das bedeute vor allem viele Hausbesuche.

Konkurrentin Ilona Maier gibt zu, bislang keinen persönlichen Bezug zur Gemeinde zu haben. Doch der Ort fasziniere sie. „Aichwald hat viel Gutes zu bieten“, lobt Maier. Sie habe sich über die Gemeinde im Netz informiert. Erfahrung in der Kommunalverwaltung hat sie nicht. „Ich kann mich aber schnell einarbeiten“, sagt sie und gibt an, gelernte Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Französisch zu sein und in diversen Branchen von der Büroverwaltung über den Verkauf bis zum Handwerk gearbeitet zu haben. Maier sieht sich als clevere Problemlöserin. „Ich setzte mich in der Vergangenheit für sozial Schwache, Behinderte und Obdachlose ein und vermittelte auch in Nachbarschaftsangelegenheiten.“

Schon ihr Großvater habe ihr Mut gemacht, einmal fürs Bürgermeisteramt zu kandidieren, so die 42-Jährige. „Ich möchte zeigen, dass das auch eine Frau kann“, sagt Maier. Dass sie ihre Identität nach der Bewerbung zunächst geheim hielt, erklärt sie damit, dass sich zunächst ohnehin niemand anders beworben habe. „Ich dachte, ich kann den Namen zurückhalten, um es spannend zu machen“. In der EZ als „Phantom vom Schurwald“ bezeichnet zu werden, war da ganz nach ihrem Geschmack. Allzu oft wird man Ilona Maier in Aichwald im Wahlkampf nicht begegnen – einmal aufgrund der Entfernung. Außerdem verzichtet sie aus Gründen des Umweltschutzes auf Plakate. Sie will aber ein offenes Ohr für die Aichwalder haben und ruft zum E-Mail-Dialog auf:buergermeister.fuer.aichwald@gmail.com