Für Andreas Jarolim war es der erste Haushaltsplan, den er am Montagabend als Aichwalder Bürgermeister seinem Gemeinderat vorstellt hat und für Kämmerer Andreas Jauß der erste Haushalt nach dem Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungswesen. Diese Doppik lehnt sich an die in der freien Wirtschaft übliche doppelte Buchführung an und bedeutet im Wesentlichen für die Kommunen, dass sie Abschreibungen auf frühere Investitionen im Ergebnishaushalt erwirtschaften müssen. Das belastet den von Jarolim vorgestellten Haushalt im Jahr 2020 mit zusätzlich 1,4 Millionen Euro. Dieser Betrag wird in den kommenden Jahren weiter ansteigen, weil die Sanierung von Gebäuden und Neubauten weitere Abschreibungen produzieren.

Die Erträge im Ergebnishaushalt belaufen sich auf 16,7 Millionen Euro und die Aufwendungen auf 18,1 Millionen Euro. Im Finanzhaushalt rechnet die Verwaltung mit einem leichten Plus von 187 800 Euro, bei Einzahlungen in Höhe von 16,5 Millionen und Auszahlungen in Höhe von 16,7 Millionen Euro. „Wir starten mit einem Minus von 1,4 Millionen Euro im Ergebnishaushalt und einem Rückgang der Liquidität von 2,1 Millionen Euro denkbar schlecht in die Kommunale Doppik“, fasste Jarolim in seiner Haushaltsrede das Ergebnis des Planwerks für 2020 zusammen.

Abschreibungen belasten die Kasse

Als Gründe für die roten Zahlen nannte der Verwaltungschef unter anderem die neuerdings zu erwirtschaftenden Abschreibungen in Höhe von 1,4 Millionen Euro, um eine Million Euro niedrige Gewerbesteuereinnahmen, Kosten für die Sanierung der Tiefgarage am Rathaus und die Sanierung der Rathausfassade. Im nächsten Jahr rüttelt die Gemeinde zwar noch nicht am Gewerbesteuerhebesatz und sieht auch keine Kreditaufnahme vor – Aichwald ist seit 2006 schuldenfrei – doch wird sich das in den nächsten Jahren voraussichtlich ändern. „Wenn sich die Einnahmeseite nicht wesentlich verbessern sollte, und hier sehen wir als einzige größere Variable die Gewerbesteuer, werden wir auch in den nächsten Jahren negative Ergebnisse schreiben“, sagte Jarolim vor dem Hintergrund geplanter Investitionen. Auch sei die Aufnahme von ­Krediten in den nächsten Jahren unvermeidbar.

An Investitionen fallen laut Jarolim im nächsten Jahr noch Ausgaben für die inzwischen abgeschlossene Sanierung der Grundschule in Schanbach an (zwei Millionen Euro) sowie Planungskosten für die Sanierung der alten Sporthalle in Schanbach (400 000 Euro). Weitere 200 000 Euro werden für erste Planungen und einen Architekturwettbewerb für ein Kinder- oder Bildungshaus in Aichschieß eingeplant. Mit weiteren 150 000 Euro wird die Erweiterung der Mensa im Kinderhaus in Schanbach zu Buche schlagen und 330 000 Euro hat der Gemeinderat bereits als Kredit an die Neckar Netze GmbH & Co. KG bewilligt.

Zusammen mit vielen weiteren kleineren Projekten belaufen sich die Investitionen im nächsten Jahr auf insgesamt vier Millionen Euro. Dem gegenüber stehen Einzahlungen in Höhe von 2,1 Millionen Euro, vor allem Zuschüsse für die Sanierung der Schule und der Sporthalle sowie Geld aus dem Verkauf von Grundstücken. Das hat zur Folge, dass die Liquidität und damit die Rücklagen der Schurwaldkommune bis Ende 2020 von derzeit 3,8 Millionen auf 1,7 Millionen Euro zurückgehen wird.

Kredite werden wohl nötig

„Falls die Finanzplanung so eintritt wie geplant, werden die liquiden Mittel in den Jahren 2021 bis 2023 um rund elf Millionen Euro zurückgehen, die dann größtenteils durch Kredite ausgeglichen werden müssen“, sagte Jarolim im Hinblick auf sich bereits abzeichnende Projekte.

Voraussichtlich im März entscheidet der Gemeinderat darüber, wie es mit dem Kindergarten und der Schule weitergehen wird. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfallen wird, stehen in Aichschieß Investitionen zwischen fünf und sieben Millionen Euro an. Für die Sanierung der Sporthalle in Schanbach rechnet Jarolim mit Kosten von zwei Millionen Euro. Weitere zwei Millionen Euro muss die Schurwaldkommune in den nächsten Jahren in ihre Kläranlagen stecken. Insgesamt zeichnen sich für die nächsten vier Jahre Investitionen in Höhe von 14,5 Millionen Euro ab. „Die Zahlen sind leider sehr ernüchternd“ sagte der Verwaltungschef. In der Gemeinde müsse sowohl auf der Einnahme- wie auch auf der Ausgabenseite etwas getan werden.