Aichwald. Alle Veranstaltungen sind vorerst bis zum Ende der Osterferien am 19. April abgesagt: Auch in Aichwald ist das öffentliche Leben fast zum Stillstand gekommen, um die drohende Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Schulen und Betreuungseinrichtungen haben ebenso geschlossen wie die Bücherei und die Volkshochschule, es finden keine Gottesdienste mehr statt, der Allgemeine Sportverein Aichwald (ASV) hat seinen Trainings- und Spielbetrieb eingestellt und die Angehörigen der Bewohner des Seniorenzentrums in Schanbach dürfen wegen der Ansteckungsgefahr für eine besondere Risikogruppe nur noch in begründeten Ausnahmefällen die Einrichtung betreten.

Viele Beschäftige müssen von zu Hause aus arbeiten, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung eingeschlossen. Den Publikumsverkehr im Rathaus hat Bürgermeister Andreas Jarolim „extrem eingeschränkt“, wie er sagt. Besucher dürfen es nur noch dann betreten, wenn sie vorher telefonisch einen Termin vereinbart haben und es einen „triftigen Grund“ für den Besuch gibt. „Sicher werden wir alles hinbekommen, aber ich glaube nicht, dass bis Ostern alles vorbei sein wird“, sagt Jarolim.

Um die Verbreitung des Virus einzudämmen und die Fallzahlen nicht sprunghaft ansteigen zu lassen, appelliert der Aichwalder Verwaltungschef an die Bürger, die Sozialkontakte „so weit wie möglich zu reduzieren“. Deshalb hat die Schurwaldgemeinde schon frühzeitig alle Veranstaltungen vorerst abgesagt und kommunale Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und die Bücherei geschlossen. Kinder von Arbeitnehmern, die beispielsweise als Krankenschwestern, Pfleger, Polizisten, Feuerwehrleute, Mediziner oder Notfallhelfer arbeiten, betreut die Gemeinde in Notfallgruppen. „Derzeit sind wir dabei, das alles zu organisieren“, sagte Bürgermeister Andreas Jarolim noch am vergangenen Dienstag. Inzwischen steht die Notfallbetreuung, der Bedarf ist allerdings noch gering.

An den geplanten öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats will der Aichwalder Verwaltungschef indes festhalten. „Sonst wären wir nicht mehr handlungsfähig“, erklärt Jarolim. In Absprache mit den Fraktionsvorsitzenden will er die Sitzungen möglichst kurz halten und appelliert an potenzielle Besucher, möglichst zu Hause zu bleiben. „Es müssen vielleicht auch nicht alle Gemeinderäte an den Sitzungen teilnehmen“, sagt er.

Sämtliche Veranstaltungen abgesagt – einschließlich der Kirchengemeinderatssitzungen und der Gottesdienste – haben auch die katholische und die evangelische Kirchengemeinde. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals keine Gottesdienste stattgefunden haben“, sagt der evangelische Pfarrer Jochen Keltsch. Am vergangenen Donnerstag sei das alles noch in weiter Ferne gewesen, doch die Gemeindeleitung betreibe zurzeit Krisenmanagement.

Um seine Gemeindeglieder weiterhin geistlich zu versorgen, legt Pfarrer Keltsch in den Kirchen schriftliche Andachten und Predigten aus. Gestrichen wurde die Feier der Goldenen Konfirmation, drei Taufen wurden verschoben und finden – wenn überhaupt – in nächster Zeit nur in einem kleinen Kreis statt.

Besonders hart trifft es Menschen, die den Tod eines Angehörigen betrauern, denn in den Aussegnungshallen dürfen vorerst keine Trauerfeiern mehr zelebriert werden. Ebenso wie Taufen finden auch Beerdigungen nur noch im kleinen Kreis und zudem nur noch im Freien statt. „Viele Angehörige fragen danach, ob es nicht später doch noch eine Trauerfeier geben kann“, berichtet Pfarrer Keltsch. Ebenfalls noch offen ist, ob die Konfirmationen nach Ostern wie geplant stattfinden können. „Die Menschen müssen gerade eine große Ungewissheit aushalten“, sagt der evangelische Seelsorger.

All jenen, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen zu einer Risikogruppe gehören und im Moment aufgrund der raschen Ausbreitung des Coronavirus zu Hause bleiben müssen, bieten ehrenamtliche Helfer der evangelischen Kirchengemeinde ihre Hilfe an und kaufen beispielsweise für sie ein. Pfarrer Jochen Keltsch appelliert an diese Menschen, sich zu melden und die angebotene Hilfe dann auch anzunehmen.

Weitgehend auf sich allein gestellt ist derzeit das Seniorenzentrum Aichwald. Der Grund: Die Angehörigen dürfen die Bewohner, die in der Pflegeeinrichtung untergebracht sind, nur in begründeten Ausnahmefällen besuchen. Die ehrenamtlichen Helfer halten sich fern, um die Bewohner vor einer Ansteckung zu schützen. Viele Bewohner sind laut Einrichtungsleiterin Suzana Tica hochbetagt, sie wären bei einer Infektion besonders gefährdet. „Wir müssen das Risiko für unsere Bewohner und Mitarbeiter minimieren“, sagt die Leiterin und bittet für die Maßnahmen, die unter anderem von der Heimaufsicht und vom Gesundheitsamt vorgegeben werden, um Verständnis. Selbst Therapiemaßnahmen fallen derzeit aus. „Die meisten Angehörigen finden das gut, was wir machen“, freut sich Tica über das Verständnis. Bewohner, die besonders unter dem ausbleibenden Besuch leiden, können per E-Mail oder telefonisch mit ihren Angehörigen Kontakt halten. Wer kein Telefon im Zimmer hat, kann laut Tica auch vom Büro aus telefonieren. „Wir werden die schwierige Zeit aber gemeinsam überstehen“, ist sich die Einrichtungsleiterin sicher.