Es war eine denkwürdige Sitzung des Aichwalder Gemeinderats. Um den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einzuhalten und das Ansteckungsrisiko zu minimieren, haben sich am Montagabend lediglich elf Ratsmitglieder und neben Bürgermeister Andreas Jarolim noch drei weitere Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung in der ansonsten gähnend leeren Schurwaldhalle verloren. Zwar waren für mögliche Besucher vereinzelte Stühle weit voneinander entfernt aufgestellt, doch sie blieben trotz einer wichtigen Tagesordnung leer. Die Bürger bleiben zu Hause und hielten sich damit an die Bitte des Bürgermeisters, doch lieber nicht zur Gemeinderatssitzung zu kommen.

Um die Sitzung möglichst kurz zu halten, hatte Jarolim die Ratsmitglieder zudem gebeten, ihre Fragen zu den 14 Tagesordnungspunkten vorab schriftlich einzureichen. Dennoch dauerte es etwas mehr als eine Stunde, bis die 14 Punkte abgearbeitet waren. Das Gremium klopfte unter anderem die Eckpunkte für den Investoren- und Planungswettbewerb fest, der für den Wohnungsbau im Neubaugebiet Fuchsbühl ausgelobt werden soll. Dazu soll es Anfang April eine Vorbesprechung geben, sagte Ansgar Voorwold, der Leiter des Bau- und Umweltamts. Die Gemeinde beabsichtigt, ihre Grundstücksflächen im nördlichen Teil des Neubaugebiets an Investoren, Bauträger oder Wohnungsunternehmen zu verkaufen, die dort rund 100 Wohnungen erstellen sollen, die Hälfte davon als Mietwohnungen.

Für 30 bis 40 Prozent der Mietwohnungen will sich die Gemeinde die Belegungsrechte sichern und sie nach sozialen Gesichtspunkten vergeben. Zudem legte der Gemeinderat die Preise fest, die die Gemeinde für die übrigen fünf Baugrundstücke verlangt, die ihr im Rahmen eines Umlegungsverfahrens im Neubaugebiet Fuchsbühl zugesprochen worden waren. Drei dieser Grundstücke liegen am Rand des Baugebiets und damit in Wertzone 3. Sie verfügen über eine nicht verbaubare Aussicht. Für diese Grundstücke setzten Gemeinderat und Verwaltung einen Quadratmeterpreis von 747,50 Euro fest. Etwas günstiger sind die beiden Grundstücke in der Wertzone 2. Dort kostet der Quadratmeter Bauland 650 Euro. Bereits Anfang März hatte der Gemeinderat beschlossen, welcher Personenkreis als Käufer für diese Grundstücke überhaupt in Frage kommt.

Junge Familien werden bevorzugt

Um vor allem junge Familien zu fördern, hatten sich der Gemeinderat und die Verwaltung dagegen entschieden, die Bauplätze zu versteigern und an die Höchstbietenden zu verkaufen. Vielmehr sollen vor allem ortsansässige Familien bei der Vergabe bevorzugt werden. Um nicht gegen EU-Recht zu verstoßen, wird die Gemeinde bei der Vergabe aber nicht nur den Ortsbezug der Bewerber berücksichtigen, sondern auch soziale Kriterien. Die größten Chancen auf einen der Bauplätze haben beispielsweise Bewerber mit Kindern, die in Aichwald zur Miete leben, früher einmal dort gelebt haben oder deren Angehörige schon länger im Ort wohnen. Einen Bonus haben auch jene Bewerber, die in Aichwald arbeiten, selbstständig sind oder sich ehrenamtlich engagieren.

Das Vergabeverfahren, bei dem wegen der Corona-Krise noch offen ist, wie es genau ablaufen wird, soll nun am 15. April starten und am 17 Mai enden.