Eckdaten Im Jahresdurchschnitt waren im Kreis Esslingen 12 555 Menschen arbeitslos gemeldet, und damit 29,6 Prozent mehr als 2019. Dieser Anstieg ist größer als im bundesweiten Durchschnitt. Bei der Arbeitslosenquote steht der Kreis Esslingen mit 4,1 Prozent (Vorjahr 3,2) allerdings immer noch besser da als der Bund mit 5,9 Prozent. Am stärksten im Landkreis ist die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Geschäftsstelle Leinfelden-Echterdingen angestiegen (43,3 Prozent), wo auf der anderen Seite die geringste Arbeitslosenquote herrscht (3,6 Prozent). Diese Entwicklung führt die Agentur auf die große Betroffenheit des Flughafens und dort angesiedelter Unternehmen durch die Corona-Pandemie zurück. Auch die Zahl der Unterbeschäftigten, die qualifiziert werden oder in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit sind, ist 2020 um 18 Prozent auf 16 203 Personen angestiegen. Dem allen gegenüber steht ein Rückgang der Stellenangebote von mehr als 38 Prozent auf durchschnittlich 4044.

Bewertung „Sie sehen mich nach wie vor als Optimistin“, sagte Käppel. Der Rückgang offener Stellen bedeute nicht Stillstand auf dem Arbeitsmarkt. Es bestehe noch immer Nachfrage nach Arbeitskräften, vor allem gut ausgebildeten. Wichtig sei also Qualifizierung. Dabei zeigten sich 2020 Unterschiede zwischen den Branchen. So stieg die Beschäftigung unter anderem in Energie- und Wasserversorgung, im IT-Bereich, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern, im Öffentlichen Dienst sowie im Gesundheitswesen. Gesunken ist die Zahl der Beschäftigten in Industrie, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe und in Zeitarbeitsfirmen. Diese Unterschiede macht Käppel auch dafür verantwortlich, dass Männer, junge Leute und Ausländer überproportional vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen waren. Insgesamt ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Landkreis nach Jahren des Anstiegs nahezu konstant geblieben (minus 0,1 Prozent), landesweit ist sie um 0,5 Prozent gesunken.

Kurzarbeit „Kurzarbeit ist das Instrument des Jahres 2020“, sagte Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit. Im Kreis Esslingen hat zeitweise jeder fünfte Beschäftigte weniger gearbeitet und einen Teil des Lohnausfalls von der Agentur erhalten. Wie viele Menschen tatsächlich kurzgearbeitet haben, steht aufgrund von Verzögerungen bei der Antragstellung erst bis Juni 2020 fest: Damals waren 44 134 Beschäftigte betroffen. Zum Vergleich: In der Finanzkrise im Juni 2009 waren es 11 776. Die Behörde geht davon aus, dass die realisierte Kurzarbeit nach einem hohen Stand in April und Mai im Sommer zurück gegangen, in November und Dezember wieder angestiegen ist. Für die Agentur in den Kreisen Esslingen und Göppingen hat das finanzielle Auswirkungen. So sind die Ausgaben von 205 Millionen Euro 2019 auf 628 Millionen angestiegen. Fast 349 Millionen wurden an Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträgen ausgezahlt, auch die Ausgaben für Arbeitslosengeld stiegen stark an. Zudem stellte die Bearbeitung der rasant steigenden Kurzarbeit-Anträge eine große personelle Herausforderung dar, wozu die Agentur eigenes Personal aus anderen Abteilungen heranzog. Darüber hinaus musste die Behörde flexibel auf die Pandemielage mit digitalen Angeboten reagieren. So war es früher rechtlich nicht möglich, sich ohne persönlichen Besuch bei der Agentur arbeitslos zu melden, was nun online möglich ist.

Ausblick auf 2021 Weiterhin will die Agentur dafür sorgen, dass Leistungen wie Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld schnell ankommen. „Uns ist bewusst, dass Existenzen und der soziale Frieden von unserer Arbeit abhängen“, so Käppel. Menschen, die neue Perspektiven für sich auf dem Arbeitsmarkt erschließen müssen, will sie bei der Qualifizierung begleiten und auch die Jugend auf Ausbildungssuche dürfe man nicht vergessen. Die Agenturchefin geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit zunächst noch ansteigen wird und die erste Jahreshälfte herausfordernd wird. „Im zweiten Halbjahr hoffen wir auf Stabilisierung und vielleicht den Beginn einer leichten Erholung.“