Für Großstadteltern, die sich oft schon vor der Geburt ihres Kindes um einen Betreuungsplatz bemühen müssen, dürfte Aichwald wohl wie Utopia wirken: „Bei uns werden alle Kinder vollumfänglich betreut“, sagt der Bürgermeister Andreas Jarolim. Allerdings könnte die Gemeinde schon zum nächsten Kindergartenjahr an ihre Grenzen kommen. „Wir müssen schauen, wie wir auch künftig für alle Kinder einen Betreuungsplatz bieten können bei dennoch hoher Qualität“, sagt Jarolim. Deshalb wird die Flexibilität bei den Betreuungszeiten nach den Sommerferien geringer sein. Den Änderungen der Kindergartenordnung hat der Gemeinderat zugestimmt.

Ziel ist es, die vorhandenen Kapazitäten besser auszuschöpfen. Zu diesem Zweck ist künftig etwa eine Ganztagesbetreuung nur möglich, wenn die Familien dieses Angebot an mindestens drei Tagen pro Woche nutzen. So sollen Jarolim zufolge vor allem jene Familien einen Ganztagesplatz nutzen können, die diesen aus beruflichen Gründen wirklich brauchen.

Des weiteren werden die Gebühren für die Betreuung Unter-Dreijähriger in den Regelgruppen erhöht. Denn in diesen muss aufgrund des höheren Betreuungsbedarfs für Krippenkinder ein zusätzlicher Platz freigehalten werden. Für den zweiten geblockten Platz müssen die Eltern künftig 100 Prozent Aufschlag bezahlen, bisher waren es 75. So sollen Anreize geschaffen werden, die Kinder in die Krippe zu schicken statt in eine altersgemischte Gruppe. Die Änderungen wurden vor dem Gemeinderatsbeschluss bereits mit den Kita-Leitungen und Elternvertretern besprochen. Die Verwaltung habe keine negativen Rückmeldungen erhalten, so Jarolim. Die Änderungen beträfen derzeit fünf bis zehn Familien.

Hintergrund ist die starke Zunahme des Betreuungsbedarfs bereits im laufenden Kindergartenjahr. Nach Angaben der Verwaltung gibt es relativ viele Zuzüge von Familien nach Aichwald. Auch der im ganzen Land schrittweise vorgezogene Einschulungsstichtag im vergangenen und in den kommenden Jahren wirkt sich aus, weil mehr Mädchen und Jungen ein Jahr länger im Kindergarten bleiben.

Ein dritter Faktor ist der schwankende Bedarf an Kita-Plätzen durch die Sammelunterkunft des Landkreises für Geflüchtete, die sich in Schanbach befindet. Im Vergleich zu Prognosen aus dem Jahr 2019 sei in den kommenden Jahren durchschnittlich mit jährlich 25 Kindern zusätzlich in den Betreuungseinrichtungen zu rechnen, schätzt die Verwaltung. Hinzu kommt der Bedarf durch das Neubaugebiet Fuchsbühl.

Die Ausbaumöglichkeiten der Kitas sind begrenzt: In Aichelberg mit derzeit drei Gruppen sind sie ausgeschöpft. Im Kinderhaus Farbenzauber in Schanbach ist erst zu Jahresbeginn eine siebte Gruppe in Betrieb genommen worden. Nun gibt es keine weiteren Kapazitäten in dem Gebäude. Für Aichschieß prüft das Rathaus, ob zum Herbst die Einrichtung einer vierten Kindergartengruppe möglich ist – als Übergangslösung, bis das dort geplante neue Schul- und Kita-Gebäude öffnet.

Eine Anmeldung für das kommende Kindergartenjahr ist bis 31. März möglich.