Aichwald. Rund 3400 Haushalte gibt es in den fünf Ortsteilen der Gemeinde Aichwald. Auf etwa 350 Hausdächern produzieren Solaranlagen umweltfreundlichen Strom und tragen somit zur Energiewende und damit zum Klimaschutz bei. Doch für Bürgermeister Andreas Jarolim, die Klimaschutzagentur des Landkreises und die Teckwerke Bürgerenergie könnten es deutlich mehr Anlagen sein. „In Aichwald gibt es nicht nur ein großes Potenzial, sondern auch ein starkes Bürgerinteresse, Strom über Solaranlagen vom eigenen Dach zu gewinnen“, betont der Aichwalder Verwaltungschef. Und so hat sich die Schurwaldgemeinde mit den Teckwerken und der Klimaschutzagentur zusammengetan und lädt am Dienstag, 7. März, zum Auftakt für eine sogenannte Photovoltaik-Bündelaktion in die Schurwaldhalle nach Schanbach ein. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr. „Ziel der Aktion ist es, gemeinsam möglichst viele Dächer in Aichwald mit PV-Anlagen auszustatten und dabei die Hausbesitzer im gesamten Prozess von der Beratung bis zur Bauabnahme bestmöglich und aus einer Hand zu unterstützen“, sagt Jarolim. Wer ohnehin schon mit Solarstrom liebäugelt, erhält in der Schurwaldhalle an diesem Abend nicht nur eine ausführliche Beratung zu verschiedenen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten, die Interessenten können sich auch gleich registrieren lassen. Aber nur, wenn ihr Haus irgendwo in Aichwald steht. Besucher der Auftaktveranstaltung zur Bündelaktion von auswärts können sich aber beraten lassen.

Interessenten, die sich registrieren lassen, erhalten einige Zeit später eine zweistufige Planung und Kostenschätzung, was mit insgesamt 250 Euro zu Buche schlägt. Wer sich auf dieser Basis zum Bau einer PV-Anlage entscheidet, bekommt diese Kosten später auf die Gesamtkosten angerechnet und damit erstattet. Die Teckwerke machen am Ende eine Sammelbestellung, beauftragen die Handwerker, koordinieren die Arbeiten und sorgen für die qualifizierte Umsetzung der jeweiligen Planung.

Wer dagegen in Sachen Solarstrom vom Dach alleine unterwegs ist, hat seit einiger Zeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Neben unzureichenden Beratungs- und Informationsangeboten gibt es wegen der großen Nachfrage nach PV-Anlagen derzeit nicht nur massive Preissteigerungen und Lieferengpässe, sondern auch kaum Chancen auf einen Handwerkertermin. Anders bei der Bündelaktion, wie sich kürzlich auch in Bempflingen zeigte. Dort wurde vor fast genau einem Jahr die erste derartige Aktion im Landkreis Esslingen gestartet. In dieser Woche wurde mit dem Bau von insgesamt 55 neuen Anlagen begonnen.

Kerstin Schmid von den Teckwerken verweist auf Kostenvorteile von mehr als 20 Prozent, die die Aktion beziehungsweise die Sammelbestellung mit sich bringt. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass seit dem 1. Januar beim Kauf einer PV-Anlage keine Mehrwertsteuer mehr fällig wird. Über den Daumen gepeilt beziffert Schmid die Kosten für eine durchschnittliche PV-Anlage auf einem privaten Hausdach mit mindestens 20 000 Euro.

Trotz einer gegenüber früheren Jahren geringeren Einspeisevergütung – sie beträgt seit Juli 2022 je nach Größe der Anlage pro ins Netz eingespeister Kilowattstunde zwischen 8,6 Cent und 6,2 Cent – geht Florian Hoffmann, der Geschäftsführer der Klimaagentur des Landkreises Esslingen, davon aus, dass sich eine PV-Anlage innerhalb von 20 Jahren amortisiert. Vor allem dann, wenn möglichst viel des Solarstroms selbst verwendet werden kann, etwa für das Laden eines Elektroautos oder den Betrieb einer Wärmepumpe. „Ich kenne Fälle, da hat sich eine PV-Anlage schon nach elf Jahren gerechnet“, sagt Hoffmann. Alles hänge von der Größe der Anlage ab und davon, wie viel Solarstrom selbst genutzt werden kann. In jedem Fall kritisiert der Geschäftsführer der Klimaagentur, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren viel zu zögerlich geschehen sei. Er verweist auf eine Untersuchung, wonach im Landkreis Esslingen im Jahr 2017 nur sechs Prozent des solaren Energiepotenzials genutzt wurde. „Da hätte in ganz Deutschland viel mehr passieren müssen“, sagt er. Die Photovoltaik-Bündelaktion in Aichwald sieht er als Teil der „bürgergetriebenen Energiewende“ und als „soziales Momentum“. Gerade in kleinen Gemeinden habe sich gezeigt, dass Solaranlagen „ansteckend“ seien. Um Bündelaktionen wie die in Aichwald öfter anbieten zu können, will die Klimaschutzagentur laut Hoffmann noch im März Gespräche mit der Kreishandwerkerschaft und der IHK führen.