Aichwald. 250 Kilometer lang ist die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL), die quer durch Baden-Württemberg zuerst Erdgas und ab dem Jahr 2030 Wasserstoff von Lampertheim in Hessen nach Bissingen in Bayern transportieren und auch die Region Rhein-Neckar und den Großraum Stuttgart mit Energie versorgen soll. Ein Teilstück der Leitung, die von der Firma Terranets BW in vier Bauabschnitten verlegt und betrieben wird, verläuft auch durch den Landkreis Esslingen. Die Strecke führt von Weinstadt-Strümpfelbach aus bei Aichwald-Lobenrot auf den Schurwald, verläuft entlang des Waldrands vorbei an Schanbach und Aichschieß in Richtung Deponie Weißer Stein und über Baltmannsweiler und Reichenbacher Gemarkung weiter in Richtung Landkreis Göppingen.

Von Aichwald aus soll es auch einen Abzweig zum Kohlekraftwerk nach Altbach geben. Der Energieversorger EnBW plant, sein Kraftwerk, wo derzeit noch Kohle verfeuert wird, im Jahr 2026 auf Gas und später auf Wasserstoff umzustellen.

Nach jahrelangen Vorplanungen und Genehmigungsverfahren will die Terranets BW laut deren Pressesprecherin Linda Grösch noch in diesem Frühjahr mit den Bauarbeiten beginnen. Als erstes Teilstück der 250 Kilometer langen Leitung soll die Trasse von Heilbronn bis Löchgau in Angriff genommen werden. Im Frühjahr 2025 sollen dann die Arbeiten am Abschnitt von Löchgau nach Esslingen beginnen und bis Herbst 2025 abgeschlossen sein. „Zurzeit prüfen wir die Möglichkeit, Sonderbauwerke oder einzelne Bauabschnitte bereits im Herbst 2024 umzusetzen“, sagt Grösch. Mit Vermessungsarbeiten wurde auf dem Schurwald bereits im Dezember 2021 begonnen.

Inzwischen wurde entlang der Trasse auch der Baugrund untersucht, vor allem dort, wo die SEL Straßen oder Gewässer kreuzt. Auf Aichwalder Gemarkung ist das kurz vor dem Ortseingang in Lobenrot. In der Nähe des Gewerbegebiets Aichschieß kreuzt die Trasse zudem die Kreisstraße 1267. „Die Verlegung der Gasleitung erfolgt in der Regel in offener Bauweise, das heißt in einem von Baggern ausgehobenen Graben“, erläutert Grösch. Werden Straßen unterquert, werden die Rohre unterirdisch durch Tunnelbauwerke verlegt – zumindest dort, wo es geht. Ist die gesamte Trasse vorbereitet, werden die Rohre auf die Baustelle gefahren und verschweißt. Erst wenn ein unabhängiger Gutachter die Schweißarbeiten überprüft hat, werden die Gräben ausgehoben und die Rohrstränge in die Erde gehoben. Danach wird alles wieder aufgefüllt und der Oberboden aufgetragen. „An einem Tag können so abhängig von den Gegebenheiten vor Ort zwischen 200 und 400 Meter Leitungsrohre verlegt werden“, so Grösch.

Wie an anderen Orten sind auch in Aichwald viele Grundstücke, die für den Bau der SEL benötigt werden, in privater Hand. Grösch spricht von 150 betroffenen Flurstücken. Der Erwerb der Leitungs- und Wegerechte habe bereits Ende 2022 begonnen. In Aichwald will die Firma Terranets BW demnächst auf die dortigen Grundstücksbesitzer zugehen und sich mit ihnen auf eine Entschädigungszahlung einigen. „Unsere Netzbauprojekte sind von übergeordnetem Interesse und dienen allen, da sie die Wärmeversorgung in Deutschland sichern“, sagt Grösch. Daraus resultiere die gesetzliche Verpflichtung, sein Flurstück zur Verfügung zu stellen.

Die Grundstücke müssen allerdings nicht verkauft werden. Die Eigentümer müssen nur gegen eine Entschädigung ein Leitungs- und Wegerecht einräumen. Das Unternehmen Terranets stehe in Kontakt mit den Eigentümern und strebe eine einvernehmliche Lösung an.