Die Forstwirte des Forstbezirks Schurwald pflanzen in diesen Tagen im Staatswald mehrere tausend junge Eichen, Linden, Ahorne, Weißtannen und Lärchen. So werde der Aufbau klimastabiler Wälder fortgeführt. Die Sämlinge und junge Bäume für die zehn Reviere im Forstbezirk Schurwald liefert die betriebseigene Landespflanzschule Kitzinghof. Die Pflanzen müssen jetzt in den Boden, um gut anzuwachsen, erklärt ForstBW. Wird es heißer und trockener, gerieten die Wälder in Stress. Sie verlören an Vitalität und Widerstandskraft.

Die Hitze-Rekordjahre 2018 und 2019 haben auch im baden-württembergischen Staatswald Spuren hinterlassen. Der Borkenkäfer brachte mancherorts Bereiche mit Fichten oder auch Tannen zum Absterben. Im Rheintal mussten große Waldteile mit toten Kiefern gefällt werden. Wassermangel und ein schädlicher Pilz hatten sie zu stark geschwächt. Auch Laubwälder litten ungewohnt stark unter der Hitze und der Trockenheit, sodass viele Laubbäume, häufig auch widerstandsfähige Buchen, vertrockneten.

Baumarten für wärmeres Klima

Für das Ökosystem Wald, die Biodiversität, alle Pflanzen und Tiere, die dort leben, stellt die schleichende Klimaerwärmung langfristig eine große Gefahr dar, betont ForstBW. Funktionen des Waldes wie Holzerzeugung, Wasserschutz, Bodenschutz oder Lärmschutz seien gefährdet. Der Wald helfe die Luft zu säubern und erzeuge Sauerstoff. Bis zu zwei Millionen Menschen nutzen den Wald täglich in Baden-Württemberg für Erholung und Sport. Daher sei es ein Zukunftsthema, den Wald zu erhalten und fit für die Zukunft zu machen.

Für Försterinnen und Förster ist diese Aufgabe nicht neu: „Seit über 30 Jahren arbeiten wir im Staatswald am Umbau hin zu stabilen Mischwäldern im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft“, sagt Max Reger, kommissarischer Vorstandsvorsitzender der ForstBW. „Bei einem langlebigen Ökosystem wie dem Wald dauert das Generationen. Der Klimawandel hat die Situation allerdings gravierend verschärft, sein Tempo stellt uns vor eine deutliche Herausforderung.“ Angestrebt werde ein Wald mit Bäumen, die mit dem künftigen Klima klarkommen. Solchen also, die mehr Trockenheit ertragen und weniger anfällig sind für Borkenkäfer oder Pilze. „Vielfalt streut das Risiko“ lautet eine Maßgabe. Wachsen verschiedene Baumarten in einem Wald, steigt die Chance, dass welche dabei sind, die in einer unsicheren Klimazukunft bestehen. „Welche Baumarten bei uns ausgewählt werden, prüfen wir sorgfältig“, sagt Anton Watzek, Leiter des Forstbezirks Schurwald. „Je nach Boden und Lage des Waldgebietes passen andere Baumarten. Das Augenmerk legen wir auf heimische Bäume oder Baumarten, die sich bei uns schon lange bewährt haben“. Dabei helfen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Die Klimaexperten und Forstwissenschaftler haben online aufrufbare Klima-Prognosekarten für Wälder in ganz Baden-Württemberg entwickelt. So können sich Forstleute bei der Wahl der Baumart mit einem „Klick“ an einem Zukunftsszenario orientieren.

Holz speichert CO2

„Ein Teil unserer Wälder liegt in den Weinbaugebieten um Stuttgart. Diese Lagen sind geprägt von geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen. Die dort noch vorhandenen Fichtenbestände sind regionalklimatisch labil und besonders anfällig gegenüber Borkenkäfern. Ein Waldumbau über Naturverjüngung ist wegen fehlender Samenbäume der gewünschten Baumarten nicht möglich. Daher pflanzen wir zum Beispiel Eichen und Linden, die ja auch in 100 Jahren hier noch wachsen sollen“, erklärt Förster Scheuter vom Forstrevier Sauhag. Wichtig sei, dass die jungen Bäume sorgfältig behandelt und eingepflanzt werden. Denn nur ein gesundes Wurzelwerk könne auf Jahrzehnte und in schwierigem Klima überstehen.

Durch das Holzwachstum können Bäume Kohlenstoff speichern und der Luft CO2 entziehen. Wälder schützen den Boden vor Erosion durch Wasser und Wind, erläutert ForstBW. Würden zum Beispiel Balken beim Bau von Häusern verwendet, bleibe in diesen Balken das klimaschädliche CO2 gespeichert. An Stelle der abgesägten Fichte entwickelten sich im Wald neue Bäumchen entweder aus Naturverjüngung oder Pflanzung, sie wachsen und beginnen, CO2 zu speichern.