Aichwald. Wenn die Aichwalder den Wasserhahn aufdrehen oder die Klospültaste drücken, rauschen Seifenschaum, Spülreste und weitere Hinterlassenschaften kilometerlang durch die Kanalisation hier her: in die Kläranlagen in Aichelberg, Aichschieß oder Schanbach. „Die Klärwerke erfüllen zu hundert Prozent die gegenwärtigen Einleitparameter“, sagt Ansgar Voorwold, Leiter des Bau- und Umweltamtes der Gemeinde. Doch sollten die Vorgaben weiter verschärft werden, was zu erwarten ist, dann kämen die in die Jahre gekommenen Anlagen zur Abwasserreinigung an ihre Grenzen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, muss kräftig investiert werden. Das zeigt eine Strukturanalyse, die dem Gemeinderat an diesem Montag vorgestellt wird. Darüber hinaus drängt die Verwaltung zu organisatorischen Veränderungen.

Denn in der Abwasserbeseitigung herrscht Fachkräftemangel. Der langjährige Klärwerksmeister Hans Hallwachs war im Sommer 2020 in den Ruhestand gegangen, sein Stellvertreter, Uwe Spengler, rückte nach. Seither sucht die Gemeinde nach einem neuen Mitarbeiter. „Wir finden niemanden, der es machen will“, sagt Voorwold. Hoffnungen, dass die Stelle besetzt werden kann, macht er sich wenig, selbst größere Einheiten scheiterten. Aufgrund der „prekären Personalsituation“, wie die Verwaltung in ihrer Vorlage schreibt, heuerte sie zwischenzeitlich einen externen Dienstleister an. Doch diese Unterstützung war zeitlich zu gering und wurde seitens des Unternehmens auch noch reduziert. Verlässliche Hilfe im Betrieb kam schließlich vom Gruppenklärwerk Wendlingen. Dieses Arrangement soll nun erweitert werden.

Option: Beitritt zu Zweckverband

Für den Betrieb der drei Aichwalder Klärwerke in Eigenregie bräuchte die Gemeinde zwei weitere Arbeitskräfte, meint Voorwold. Aufgrund des geschilderten Bewerbermangels hält die Verwaltung das für unrealistisch. Auch die Beauftragung eines Dienstleisters wertet sie als „nicht ratsam“. Das Rathaus empfiehlt den Beitritt zum Zweckverband Gruppenklärwerk Wendlingen, der den Betrieb übernehmen soll. An diesem Montag entscheidet der Gemeinderat, ob die Verwaltung in Beitrittsverhandlungen einsteigt.

Diese Variante hätte einen weiteren Vorteil: Der Zweckverband würde die Kredite aufnehmen für Investitionen in die Aichwalder Abwasserreinigungsanlagen, die in den kommenden Jahren anfallen. Bei der Gemeinde lägen Tilgung und Abschreibungen, wie Voorwold erklärt. In die Klärwerke wird laut Analyse des Fachbüros SAG Ingenieure aus Ulm viel Geld fließen. Geprüft wurden der Erhalt aller Anlagen, Schließungen von ein oder zwei und der Ausbau der verbliebenen. Die hochgerechneten Investitionen liegen zwischen 17 und 22 Millionen Euro. Um Kostenrisiken zu verringern, bewerten die Fachingenieure es in ihrer Analyse als „zielführend“, die Anlage in Schanbach zu schließen und an eine der anderen anzuschließen. In Schanbach bestehe der meiste Sanierungsbedarf, erklärt Voorwold. Die Anlage in Aichschieß ist dagegen am besten ausgestattet. Eine Entscheidung für Umbauten trifft der Gemeinderat noch nicht. Zunächst muss geklärt sein, wer den Betrieb künftig führt.