Aichwald. Friedlich liegt Maila im Arm ihres Vaters, beim Interview gibt das kleine Mädchen keinen Laut von sich. Geübt haben Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim und seine Partnerin Katharina Türk allerdings nicht mit der Siebenwöchigen: Man wolle es ihr selbst überlassen, ob sie repräsentative Aufgaben für die „First Family“ der Schurwaldgemeinde übernehmen mag, beteuern die frisch gebackenen Eltern. „Noch hat sie kein Krankenhaus eingeweiht“, sagt der Bürgermeister lachend. An ihrem hölzernen Esstisch sitzend, erzählen er und seine Partnerin von ihrem neuen gemeinsamen Leben mit Maila. Diese sei von sich aus friedlich und geduldig. „Hoffentlich geht es so weiter“, sagt Mutter Katharina Türk.

Vor genau zwei Jahren ist das Paar nach Aichschieß gezogen, nachdem Andreas Jarolim im März 2019 zum Bürgermeister gewählt worden war . Ein Fenster im Wohnzimmer ihrer Mietwohnung ist außen vom grünen Vorhang einer Kiwi-Pflanze bedeckt. Die Früchte werden im November geerntet, erzählt Katharina Türk – der Vermieter überlasse ihnen immer reichlich von den Vitamin-Bomben. Von der anderen Seite aus reicht der Blick auf die Felder und den angrenzenden Wald. Ein Pluspunkt gegenüber Esslingen, wo das Paar zuvor gelebt hatte: „Wir sind gleich in der Natur, das war in der Coronazeit ein großer Vorteil“, findet Türk. Sie treibt, genau wie ihr Partner, gerne Sport im Freien. In ihrer Wohnung mit Parkettboden haben sie es sich mit einem Gemisch aus rustikalen und modernen Möbeln gemütlich gemacht. „Wir fühlen uns wohl hier“ sagt Katharina Türk.

Von der Stadt aufs Land

Ein wenig gewöhnungsbedürftig war das Leben in Aichwald zu Beginn schon, gibt der Bürgermeister zu: Die Anonymität der Stadt war passé, man werde auf der Straße erkannt und auf Entscheidungen und Probleme im Ort angesprochen. „Ich finde es aber wichtig, dass der Bürgermeister in seiner Gemeinde wohnt“, so Jarolim. So kriege er mit, was dort geschehe. Zudem war der Start im Rathaus für den heute 36-jährigen Betriebswirt, der zuvor bei der EnBW-Tochter NetzeBW gearbeitet hatte, herausfordernd. Er musste sich in die Themen der Kommunalverwaltung einarbeiten , außerdem kennt der Bürgermeisterjob oft keinen Feierabend und kein Wochenende. „Aber das gehört eben dazu.“ Auch zwei Jahre später bereut Jarolim den Karriereschritt nicht.

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Am 12. Juni kam nun Maila zur Welt. In den vergangenen Wochen hat sich das Trio gut miteinander arrangiert. „Maila ist ein sehr pflegeleichtes Menschlein. Da haben wir schon Glück“, sagt ihre 31-jährige Mutter. Weil die Nächte trotz Baby einigermaßen lang sind, hat die kleine Familie genug Energie für allerlei Unternehmungen. So hat sich Maila schon dem ein oder anderen Aichwalder vorgestellt und ihre Eltern auf den Tennisplatz begleitet. Bald geht es mit dem Wohnmobil in den Urlaub. Wohin genau, das steht wegen Corona noch nicht ganz fest.

Zuhause wollen sich Jarolim und Türk die Betreuung von Maila und die Aufgaben im Haushalt partnerschaftlich teilen. Die altmodische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau gibt es bei ihnen nicht – darauf hingewiesen, dass Jarolim Mailas Kinderzimmer mit türkiser Farbe und schwarzen Punkten bepinselt und Türk ein Babydeckchen für ihre kleine Tochter gestrickt hat, müssen sie lachen. Der Bürgermeister geht nicht in Elternzeit, versucht aber, mehr zuhause zu sein. Wenn es abends spät werde, komme er zum Mittagessen nach Hause geradelt, und wenn seine Freundin etwas unternehmen wolle, passe er auf Maila auf.

Der Kita-Platz ist sicher

In einem Jahr will Katharina Türk wieder arbeiten. Die Ingenieurin im Bereich Wasserversorgungstechnik ist bei der NetzeBW beschäftigt – dort haben sie und Jarolim sich kennen gelernt. „Dann muss man sich gut absprechen“, sagt Türk mit Blick auf die Betreuung von Maila, wenn sie ins Erwerbsleben zurückkehrt. Die Eltern sind guter Dinge, dass sie das gemeistert kriegen. Für einen Kita-Platz in Aichschieß hat Maila jedenfalls schon die Zusage. Auch die Bürgermeisterfamilie hatte sich darum frühzeitig zu bemühen. „Wir mussten uns schon im Vorjahr anmelden, wie alle anderen auch“, sagt Jarolim.