Esslingen. Schon im vergangenen Jahr, als erstmals seit der Deutschen Einheit ein Warntag stattfand, gab es technische Probleme. Eine Gefahrenmitteilung, die testweise vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz abgesetzt worden war, kam erst mit einer halben Stunde Verzögerung bei den Empfängern an. Seitdem herrscht Alarmstimmung bei allen, die für den Alarm verantwortlich sind. Die Hochwasserkatastrophe im Juli schärfte noch einmal das Bewusstsein, dass Deutschland für den Fall einer plötzlichen Katastrophe nicht so gut aufgestellt ist, wie lange Zeit gedacht. Eine der Lehren: Die gute alte Sirene, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vielerorts von den Dächern genommen wurde, kehrt zurück. Die Landesregierung stellt jetzt elf Millionen Euro zur Verfügung, um in den kommenden Jahren die Sirene zurück auf die Dächer des Landes zu bringen. Über die Regierungspräsidien können die Gelder angefordert werden. Und die Kommunen im Landkreis Esslingen sind offenbar gewillt, das auch zu tun, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab.

Plochingen Am Neckarknie werde derzeit das Angebot des Landes geprüft, teilte Bürgermeister Frank Buß mit. Bis zum 12. November werde Klarheit herrschen: Anträge würden bis dahin fristgerecht gestellt. Grundsätzlich sieht Buß die Stadt gut aufgestellt hinsichtlich des Katastrophenschutzes. In Plochingen gebe es seit vielen Jahren Einsatz- und Krisenpläne, zum Beispiel für Hochwasser in den Flüssen Neckar und Fils sowie für Hangwasser. Der Krisenplan für einen längeren Stromausfall soll in einer der kommenden Sitzungen des Ausschusses für Bauen, Technik und Umwelt vorgestellt werden. Dieser war sogar schon auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung, doch die Beratung musste krankheitsbedingt verschoben werden. Buß resümiert: „Die Vorbereitungen haben gezeigt, dass die Grundstrukturen für das kommunale Krisenmanagement stimmen, allerdings sind noch weitere Investitionen, zum Beispiel für fahrbare Notstromgeneratoren, erforderlich.“

Esslingen Ähnlich ist die Lage in Esslingen. Ein Förderantrag wurde bereits in der vergangenen Woche gestellt. Basis ist eine sogenannte Schallausbreitungsanalyse für das Stadtgebiet. Mit dieser Analyse kann die Anzahl der benötigten Sirenenstandorte ermittelt werden, so Sprecher Niclas Schlecht. Wenn neue Sirenen auf die Dächer kommen, soll dies ausschließlich auf städtischen Gebäuden passieren.

Schlecht weist darauf hin, dass der Landkreis für die Katastrophenschutzplanung verantwortlich ist. „Unterhalb der Katastrophenschwelle“ sei in den vergangenen Jahren in Esslingen jedoch einiges passiert. So gebe es eine durchgängige Rufbereitschaft in der Verwaltungsspitze, Schulungen seien gemacht worden, zudem gebe es in der Verwaltung regelmäßig Übungen. Außerdem hätten Tiefbauamt und Feuerwehr eine Hochwasserrisikokarte für das Stadtgebiet erstellt und online veröffentlicht.

Nürtingen Auch in Nürtingen beschäftigt man sich intensiv mit dem Katastrophenschutz. Die Sirenen waren unter anderem Thema der jüngsten Sitzung im Verwaltungsausschuss. Es standen schon einmal 22 Anlagen auf den Dächern – davon ist im Verlauf der Jahre aber nur noch eine übrig geblieben – und die ist auch nur eingeschränkt funktionsfähig und müsste ersetzt werden, so die Auskunft der Stadt. Die CDU-Fraktion im Nürtinger Gemeinderat forderte in einem Antrag, das Sirenensystem wieder aufzubauen. Die Stadtverwaltung will wie in anderen Städten des Landkreises auch die Fördermöglichkeiten des Landes prüfen. Möglich sind in dem Programm Zuwendungen bis zu 17 000 Euro je Anlage.