Aichwald. Für Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim ist klar: „Wer sich ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen kauft, der sollte auch einen Abstellplatz dafür haben.“ Doch das ist in vielen Fällen nicht der Fall, wie sich auch auf dem Schurwald in zunehmendem Maße zeigt. Immer wieder kommt es vor, dass in Wohngebieten abgestellte Fahrzeuge wochenlang Parkplätze blockieren oder – wie im Aichwalder Ortsteil Aichschieß und an der Straße nach Lobenrot – Wanderparkplätze zugestellt werden. Um dem beizukommen, will die Gemeinde eigens Stellplätze für Wohnmobile und -wagen ausweisen. Doch das Landratsamt lehnt diese Idee ab.

Camping boomt. Im Kreis Esslingen waren nach Angaben des Landratsamts Anfang Juni 4950 Wohnwagen und 6238 Wohnmobile zugelassen, die irgendwo abgestellt werden müssen. Wohnmobile dürfen wie Pkw am Straßenrand zeitlich unbegrenzt parken, sofern sie nicht schwerer als 7,5 Tonnen sind. Wiegen sie mehr, gelten vor allem in Wohngebieten Einschränkungen. Anders ist es bei Wohnwagen, die, wie andere Anhänger auch, spätestens nach zwei Wochen wieder bewegt werden müssen. „Das kontrollieren wir natürlich ab und zu“, sagt Jarolim. Doch sei es schwierig, Verstöße nachzuweisen.

Der Gemeinderat wollte schon vor eineinhalb Jahren aus der Not eine Tugend machen, den Campingfreunden entgegenkommen und die an manchen Stellen angespannte Parkplatzsituation entschärfen. Die Fraktionen regten gemeinsam an, auf den ohnehin schon als Abstellplätze genutzten Wanderparkplätzen offizielle Stellplätze auszuweisen.

Doch wäre eine Baugenehmigung notwendig gewesen, die das Landratsamt vor allem aus naturschutzrechtlichen Gründen schon vor einiger Zeit in einem Zwischenbescheid abgelehnt hat . Unter anderem hieß es damals, man sehe durch die Wohnmobile und -wagen das Landschaftsbild beeinträchtigt und eine Gefahr für den Erholungswert. Zudem hätte die Stadt Esslingen, der der Wald am Wanderparkplatz an der Waldschenke in Aichschieß gehört, von der Gemeinde Aichwald eine Haftungsverzichtserklärung verlangt. „Wenn ein Baum auf ein Wohnmobil gefallen wäre, hätte ansonsten die Stadt Esslingen gehaftet“, erläutert Jarolim. Seien keine offiziellen Parkplätze ausgewiesen, parke jeder auf eigenes Risiko.

Wenig Freude löste die inzwischen eingetrudelte schriftliche Begründung des Landratsamts im Aichwalder Gemeinderat aus. Obwohl die Rathausspitze signalisierte, dass an der Rechtsauffassung des Landratsamts wohl nicht zu rütteln sei, beschloss die Ratsrunde einhellig, Widerspruch gegen die Bescheide einzulegen. „So einen Unfug habe ich schon lange nicht mehr gelesen“, kritisierte beispielsweise Michael Neumann (SPD) die Begründung des Landratsamts.