Für die Freien Wähler saß Albert Kamm 28 Jahre lang im Aichwalder Gemeinderat, bestimmte die Kommunalpolitik in der Gemeinde maßgeblich mit – mehr als 15 Jahre als Fraktionsvorsitzender. Kürzlich zog er sich aus dem Gremium auf eigenen Wunsch zurück. Er will sich künftig verstärkt um die Vermarktung seines von ihm erfundenen und inzwischen serienreifen Feinstaubfilters für Kraftfahrzeuge und um seine Familie kümmern.

„Irgendwann kommt für jeden mal der Punkt“, antwortet Kamm auf die Frage, weshalb er gerade zum jetzigen Zeitpunkt aus dem Gemeinderat ausscheidet. Er habe schon im vergangenen Jahr damit begonnen, sich die Sache zu überlegen, doch habe sich die Suche nach einem Nachfolger hingezogen. Inzwischen steht mit der Aichelbergerin Katrin Graf-Faiß die Nachrückerin fest. Den Fraktionsvorsitz hat Jochen Wieland übernommen, ebenso – mit Zustimmung des gesamten Gemeinderats – den Posten des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters. „Ich hätte den Wechsel schon gerne früher gehabt, doch haben sich die Gespräche hingezogen“, sagt Kamm. Eine gute Nachfolgeregelung hinzubekommen, sei eine der schwierigsten Aufgaben. Man müsse dabei sehr aufpassen.

Als sich Kamm 1994 dafür entschieden hat, für den Gemeinderat zu kandidieren, wurde er von der CDU umworben, die ihn aufforderte in die Partei einzutreten und auf ihrer Liste zu kandidieren. „Ich wollte aber frei bleiben und habe abgesagt“, erinnert sich das Aichwalder Urgestein. Auch wollte er nicht riskieren, als Unternehmer und Dienstleister im Ort zwischen parteipolitische Stühle zu geraten. Kamm war auch maßgeblich daran beteiligt, dass aus seiner ursprünglichen Fraktion der Unabhängigen Bürgerliste (UBL), die Freien Wähler hervorgingen. Obwohl er heute schon viele Jahre in Aichschieß lebt, fühlt sich Kamm noch heute vor allem als Aichelberger. „Einmal Aichelberger, immer Aichelberger“, sagt er. Erst mit 46 Jahren ist er von dort weggezogen, zuerst nach Schanbach und später nach Aichschieß. Dennoch habe er als Gemeinderat stets das Wohl der gesamten Gemeinde im Auge gehabt.

Frei bleiben wollte Kamm auch im beruflichen Bereich. In jungen Jahren hatte er bei Daimler-Benz eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht und sich zum Meister qualifiziert, dort insgesamt elf Jahre lang gearbeitet, sich aber dann für die berufliche Selbstständigkeit entschieden. Im Jahr 1978 eröffnete er das Autohaus Team Kamm in Aichelberg, das 2003 seine Mitarbeiter übernommen haben. Fortan widmete sich Kamm seinem anderen Standbein – der Team Kamm Data GmbH, die Software für Autowerkstätten entwickelte. Im Jahr 2005 begann er mit der Entwicklung eines Feinstaubfilters für Kraftfahrzeuge, der während der Fahrt Staubpartikel aus der Luft filtert.

Nach seinen größten kommunalpolitischen Erfolgen und auch Niederlagen gefragt, runzelt der dreifache Familienvater und zweifache Großvater die Stirn. „Alle Projekte, die ich mit angestoßen habe, wurden auch irgendwann einmal verwirklicht“, sagt der 73-Jährige. Und wenn man manchmal etwas zurückstecken müsse, sei man doch nicht gleich ein Verlierer. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat hat Kamm „keine Zeit, sich zur Ruhe zu setzen“, wie er sagt.

Die nächsten Jahre wolle er seinem von ihm erfundenen Feinstaubfilter widmen. Und in seiner Freizeit? Da steht für Kamm seine Familie und sein 42 Ar großer Garten rund ums Haus im Vordergrund. Vor einiger Zeit hat sich Kamm einen Aufsitzrasenmäher gekauft und hält damit seinen Rasen in Schach. Im Winter räumt er mit dem Traktor den Schnee weg. „Das ist mein Ausgleich“, sagt Kamm.