Esslingen. Kritische Beobachter könnten den Eindruck erhalten, auf dem Schurwald entstehe ein neues Stuttgart 21: Der Bau des Radwegs zwischen der Waldschenke in Aichschieß und der Deponie Weißer Stein hat noch immer nicht begonnen. 2014 erstmals im Gespräch, hat die Stadt Esslingen, auf deren Gemarkung die Strecke verläuft, das Projekt 2015 vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) übernommen. Seitdem ist sie für die Planung und Umsetzung zuständig, während das RP die gesamten Kosten übernimmt. Nicht nur für den Radweg, sondern auch für die Straßensanierung, die mittlerweile dazugekommen ist. Die Verzögerungen werden mit Personalkapazitäten beim Regierungspräsidium und danach bei der Stadt, Sachgebiet Verkehrsplanung, begründet. Danach ging die Planung ans Tiefbauamt über.

Doch jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Die Ausschreibung für das Projekt ist laut Rathaussprecher Niclas Schlecht mittlerweile erfolgt. Einige Firmen hätten Interesse bekundet. Als frühster Baubeginn – im Mai war noch von Juli die Rede – ist der 19. September angegeben. So sieht es jedenfalls die Ausschreibung vor. Die Baufirma könne jedoch später anfangen, sofern das Bauzeitenfenster eingehalten wird, hieß es aus dem Rathaus Esslingen. Bis zum 30. April kommenden Jahres sollen der Radweg gebaut und die Straße saniert sein. Voraussetzung sei, dass mindestens ein Angebot abgegeben wird, welches wirtschaftlich sei und den Kostenrahmen einhält. „Dies ist zurzeit nicht immer gegeben. Andere Maßnahmen wurden aufgrund der rasanten Preissituationen bereits ein zweites Mal ausgeschrieben“, so Schlecht. Und genau hier könnte der Haken liegen.

Zuletzt waren für den Radweg und die Straßensanierung insgesamt knapp 2,7 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagt worden. Der Hauptteil sollte auf den Radweg fallen, 780 000 Euro auf die Straßensanierung. „Öffentliche Ausschreibungen schließen in der Regel Fixpreisangebote aus. Es werden Einheitspreisangebote abgegeben“, so Schlecht. Immerhin hat das RP einen Puffer von 20 Prozent eingebaut. Demnach dürfte der Angebotspreis insgesamt 3,22 Millionen Euro nicht überschreiten. „Wir gehen weiterhin von den genannten Kosten aus“, so Schlecht Ansonsten müsste das Regierungspräsidium weitere Mittel bewilligen und der Kostenrahmen im Ausschuss neu beschlossen werden.“

Der Radweg soll wie ursprünglich vorgesehen 2,50 Meter breit und 1,57 Kilometer lang werden, bestätigt der Rathaussprecher. Sollten die eingehenden Angebote den Kostenrahmen nicht sprengen, werde die Landesstraße 1201 wegen der Vorgaben des Arbeitsschutzes vom Kreisverkehr Aichschieß in Richtung Plochingen bis zur Kreuzung Auffahrt Landesstraße 1150 in Richtung Baltmannsweiler voll gesperrt. Der Verkehr wird umgeleitet.

Solange es noch keinen Startschuss für die Bauarbeiten gibt, würden die schwarzen Planen bleiben, die zum Umleiten der Eidechsen aufgebaut worden waren. „Die Planen werden unmittelbar vor dem Baubeginn entfernt, damit die Tiere nicht wieder zurückkommen“, erklärt Schlecht. Bislang seien mehr als 130 Tiere abgesammelt worden. Wie viele Tiere tatsächlich dort leben, sei schwer zu sagen. Schlecht verweist auf die Literatur. Hier werde etwa vom Siebenfachen der gesichteten Tiere ausgegangen. Die Tiere hätten nun temporäre Habitate entlang der Böschung zur Landesstraße 1150 wie Reisighaufen und Baumstämme erhalten. „Zukünftig haben sie einen neuen Lebensraum in einer Trockensteinmauer entlang des Radweges nahe der Deponie“, erläutert der Rathaussprecher.