Aichwald. Im Herbst nimmt auch in Aichwald die Kommunalpolitik wieder Fahrt auf. Im Interview erklärt Bürgermeister Andreas Jarolim, welche wichtigen Entscheidungen anstehen und wie sich die Schurwaldgemeinde auf die Energiekrise und den bevorstehenden Corona-Winter vorbereitet.

Die Sommerpause ist bald zu Ende. Welche wichtigen kommunalpolitischen Themen stehen ab Herbst in Aichwald auf der Tagesordnung?

Im Herbst wird es eine Klausurtagung des Gemeinderats zu den Themen Pflege und Einzelhandel geben. Nach unserer aktuellen Pflegebedarfsplanung benötigen wir bis 2030 knapp 100 Pflegeplätze, derzeit verfügen wir über 36 Plätze. Darüber hinaus gibt es Überlegungen einen Vollsortimenter nach Aichwald zu holen. Hier stelle ich mir vor, für beide Themen am gleichen Standort, aber in benachbarten Gebäuden, eine zukunftsfähige Lösung zu finden. Zudem werden über den Winter unsere wichtigen Bauprojekte vorangetrieben, wie die Sanierung der Alten Sporthalle und der Kindergarten mit Schule in Aichschieß.

Die Schule in Aichschieß ist eines der wichtigsten Projekte. Warum beginnen die Bauarbeiten erst im Jahr 2024?

Nach der Prämierung der Siegerentwürfe und dem Abschluss der Nachverhandlungen haben wir inzwischen in einem EU-weiten Verfahren verschiedene Planungsleistungen ausgeschrieben. Im Januar 2023 soll die konkrete Planung beginnen. Nach den Sommerferien 2023 wird die Entwurfsphase abgeschlossen sein, sodass nach Zustimmung des Gemeinderats der Bauantrag ausgearbeitet und im März 2024 eingereicht werden kann. Wir gehen sehr gründlich vor, um sowohl den Bedürfnissen der verschiedenen Nutzer Rechnung zu tragen als auch um die größtmögliche Planungssicherheit zu gewährleisten – vor allem auch im Blick auf die explodierenden Kosten im Bausektor.

Das Neubaugebiet Fuchsbühl schreitet voran. Wie viele Menschen werden dort einmal leben?

Bis 2025 werden im Fuchsbühl 104 Wohnungen fertiggestellt sein, zudem gibt es 20 Bauplätze für Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften, sodass wir mit rund 350 neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern rechnen. Ganz wichtig ist uns die soziale Durchmischung des neuen Wohngebiets, mit dem wir auch bezahlbaren Wohnraum schaffen wollen: So wird die Miete für alle 49 Mietwohnungen, für die wir uns als Gemeinde teilweise ein Belegungsrecht gesichert haben, gut 30 Prozent unter den üblichen Durchschnittswerten liegen.

Werden dann die Schul- und Betreuungsplätze ausreichen?

Nach unserer Kalkulation sind die Plätze ausreichend. Wir haben die steigenden Kinderzahlen auch bereits bei den Planungen zum Neubau der Kindertagesstätte mit Schule in Aichschieß berücksichtigt.

Wie der heiße Sommer gezeigt hat, ist die Klimapolitik derzeit eines der wichtigsten Themen. Was macht die Gemeinde Aichwald?

Am 27. Oktober werden wir in der Schurwaldhalle einen Solartag durchführen, da es in der Bevölkerung viele Fragen zu diesem Thema gibt. Die Gemeinde selbst hat in den vergangenen Jahren auf kommunalen Gebäuden sukzessive Photovoltaik-Anlagen anbringen lassen, auch bei der Sanierung der Alten Sporthalle ist dies vorgesehen. Und wir wollen uns in Aichwald beim Thema Klimaschutz auch personell verstärken: Derzeit prüfen wir verschiedene Förderanträge, mit denen die Stelle eines Klimaschutzmanagers beziehungsweise Klimareferenten geschaffen werden kann.

Der Krieg in der Ukraine hat eine gewaltige Flüchtlingswelle ausgelöst. Wie kommt die Gemeinde damit klar?

Bisher haben wir die Herausforderungen recht gut geschultert. In der Verwaltung gibt es eine Flüchtlingskoordinatorin, auch das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde ist überwältigend. Momentan sind 33 Ukraine-Flüchtlinge in Aichwald untergebracht, vorwiegend in Privatwohnungen, vereinzelt auch in unseren Einrichtungen. Da wir aber im Herbst mit einer steigenden Zahl von Geflüchteten rechnen, möchte ich den dringenden Appell an unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger richten, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Zudem führt die Verwaltung derzeit intensive Gespräche mit beiden Kirchengemeinden sowie anderen örtlichen Organisationen, um für eventuelle Notfallplätze gerüstet zu sein.

Zeichnet sich schon ab, welche finanziellen Auswirkungen die steigenden Energiepreise auf den Haushalt haben werden?

Wir haben zum Glück relativ langfristige Verträge mit unserem Energieversorger abgeschlossen, sodass wir derzeit mit keinen größeren zusätzlichen Ausgaben rechnen müssen.

Alle öffentlichen Gebäude in Aichwald werden mit Gas beheizt. Ist es möglich, dass Hallen und andere Gebäude im Winter nicht oder weniger stark beheizt werden?

Wir haben nicht vor, unsere Sporthallen zu schließen. Allerdings werden wir in allen kommunalen Liegenschaften die Raumtemperaturen auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestniveau absenken, um Energie zu sparen.

Viele Experten sagen für den Herbst eine neue Corona-Welle voraus. Wie bereitet sich die Gemeinde Aichwald darauf vor?

Wir haben in den vergangenen zwei Jahren wichtige Erfahrungen gesammelt, wovon wir sicherlich auch im Herbst, wenn die Zahlen wieder ansteigen, profitieren können. Für die Bevölkerung wird es weiterhin Impfangebote vor Ort geben, mit unserem Ärztehaus ist die medizinische Versorgung in Aichwald gewährleistet. In der Verwaltung sind wir inzwischen technisch so gut aufgestellt, dass wir auch bei stark ansteigenden Corona-Zahlen den Betrieb sicherstellen können, beispielsweise durch Homeoffice oder verschiedene Online-Prozesse.

Das Gespräch führte Andreas Kaier.