Aichwald. Spätestens im Herbst will die Telekom damit beginnen, in den Aichwalder Ortsteilen Schanbach und Aichschieß Glasfaserkabel zu verlegen. Das Gewerbegebiet Buchenteich in Aichschieß soll dabei aber außen vor bleiben. Das hatte der Regiomanager Jürgen Wolf vom Infrastrukturbetrieb der Telekom bereits im Oktober vergangenen Jahres den Aichwalder Gemeinderäten eröffnet. Als Grund hatte Wolf damals die Lage des Gewerbegebiets etwas außerhalb des Ortes genannt und betriebswirtschaftliche Überlegungen angeführt. Die Telekom verlegt die Glasfaserkabel auf eigenwirtschaftlicher Basis – also ohne Anschlusskosten für die späteren Nutzer.

Dass ausgerechnet das Gewerbegebiet von Aichschieß nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden soll, stößt bei den Kommunalpolitikern auf wenig Verständnis. Und so hat die CDU-Fraktion im Aichwalder Gemeinderat im Rahmen der diesjährigen Haushaltsdebatte die Verwaltung beauftragt, umgehend ein weiteres Gespräch mit der Telekom zu suchen und darauf zu bestehen, dass das Gewerbegebiet beim Breitbandausbau mit einbezogen wird. „Für meine Fraktion ist es nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum bei diesem wichtigen Ausbau ausgerechnet unser Industriegebiet in Aichschieß nicht berücksichtigt wurde“, kritisierte der CDU-Rat Christof Föhl. Die SPD-Ratsfraktion verzichtete zwar auf einen Antrag, sparte aber ebenfalls nicht an Kritik gegenüber der Telekom. „Auch für uns ist es nicht nachvollziehbar, warum gerade das Gewerbegebiet in Aichschieß noch nicht versorgt werden soll“, sagte Hans-Ulrich Richter.

Bürgermeister Andreas Jarolim hat indes die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Glasfaserkabel auch dort verlegt werden. „Wir sind noch im Gespräch mit der Telekom“, sagte der Aichwalder Verwaltungschef auf Nachfrage. Weniger optimistisch ist Jarolim allerdings, dass der Ausbau noch dieses Jahr beginnen wird.

Doch genau daran haben viele Firmen im Gewerbegebiet Buchenteich großes Interesse. Dirk Schneider, Geschäftsführer von der Dorner Druck und Medien, würde sofort einen Glasfaseranschluss ordern, wenn er die Möglichkeit dazu bekäme: „Als Druckerei schieben wir regelmäßig große Datenmengen hin und her“, begründet er den dringenden Bedarf seines Unternehmens. Als die Telekom vor zwei Jahren die Telefonie auf Digitaltechnik umgestellt und die ISDN-Leitungen gekappt habe, habe er sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Seither hat das Unternehmen laut Schneider öfter mit Daten- und Telefonproblemen zu kämpfen. Warum er nicht zu einem anderen Anbieter wechselt? „Die brauchen auch die schnellen Leitungen“, sagt er kopfschüttelnd. Ähnlich sieht das auch der Geschäftsführer der Firma Fiessler Elektronik. „Es wäre schön, wenn wir einen Glasfaseranschluss hätten“, sagt Götz Fiessler.

Das Unternehmen ist auf die Sicherheitstechnik von Maschinen spezialisiert. „Wir haben Außenbüros, die über VPN zugeschaltet sind“, sagt er. Das funktioniere mal schneller, mal langsamer. Auch die Wartung der Maschinen vor Ort erfolge online. „Da wäre es schon hilfreich, wenn wir schnelleres Internet hätten“, so Fiessler. Ein Glasfaserkabel auf eigene Rechnung legen zu lassen kommt für ihn indes nicht infrage. „Das wäre teuer, richtig teuer“, sagt er.

Etwas entspannter stellt sich die Situation für den Farbenhersteller GSB-Wahl dar. „Wir brauchen momentan keine so schnelle Leitung“, sagt der Produktionsleiter Florian Wahl. Zwar würde er sich einen Glasfaseranschluss bis ins Gebäude legen lassen, würde aber vorerst keinen Vertrag abschließen. Wenn er sich die Preise anschaue, sei das einfach zu teuer. „Ich bin hin- und hergerissen“, so Wahl.

Markus Grupp, der Geschäftsführer des Zweckverbands Breitbandversorgung im Landkreis Esslingen, geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 alle Gewerbegebiete in der Region Stuttgart an das Glasfasernetz angeschlossen sein werden – also auch das Gewerbegebiet in Aichschieß. Bei den Privathaushalten soll bis 2025 rund die Hälfte einen Glasfaseranschluss haben.

Dort, wo die Telekom nicht selbst auf eigenwirtschaftlicher Basis tätig werden wird, will der Zweckverband für die noch mit schnellem Internet unterversorgten Gebiete entsprechende Förderanträge stellen und die Ausbauarbeiten ausschreiben. Weil für das bisherige Förderprogramm laut Grupp zu viele Anträge eingegangen sind, werden derzeit die Förderrichtlinien überarbeitet.