Aichwald. Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Das hat nicht nur für die Privathaushalte Folgen, sondern auch für die Kommunen, die die im Gesetz genannten Ziele ebenso erreichen sollen. „Für uns hat der Klimaschutz aber schon immer eine große Rolle gespielt“, sagt Aichwalds Bürgermeister Andreas Jarolim. Wenn auch früher unter anderen Vorzeichen, wie Ansgar Voorwold, der Leiter des Bau- und Umweltamts der Schurwaldgemeinde, ergänzt. Ursprünglich sei es vor dem Hintergrund immer weiter steigender Energiepreise darum gegangen, vor allem die Kosten zu senken. Heute stehe der Klimaschutz im Vordergrund.

Bereits beim Bau des Ärztehauses in Schanbach vor zehn Jahren hatte der Aichwalder Gemeinderat beschlossen, beim Energieverbrauch um rund 25 Prozent besser zu sein, als es das Baurecht gefordert hatte. „Danach haben wir viele weitere Gebäude in ähnlicher Weise saniert“, sagt Voorwold und verweist beispielsweise auf die Sanierung der Schulgebäude in Schanbach und des alten Rathauses in Aichschieß. Derzeit wird die alte Sporthalle auf dem Schulcampus in Schanbach saniert und beim geplanten Neubau der Grundschule und des Kindergartens in Aichschieß hat die Gemeinde einen klimaneutralen Betrieb zum Ziel.

Größter Energieverbraucher ist mit einem Anteil von rund 50 Prozent am gesamten kommunalen Verbrauch das Gemeindezentrum in Schanbach. Zu diesem Zentrum gehören die beiden Schulgebäude, das Kinderhaus mit seinen Containern, die alte und neue Sporthalle sowie das Jugendhaus Domino. Vor kurzem hat Aichwald die Weichen hin zu einem klimaneutralen Gemeindezentrum gestellt. Sie hat gemeinsam mit den Stadtwerken Esslingen (SWE) eine Projektstudie für eine mögliche Nahwärmeversorgung auf den Weg gebracht. Dafür soll ein zentrales Heizkraftwerk irgendwo zwischen dem Friedhof und der Schurwaldhalle entstehen, das neben dem Gemeindezentrum auch die Mehrfamilienhäuser in der benachbarten Albstraße und der Krummhardter Straße klimaneutral mit Wärmeenergie versorgen soll.

Um alle anstehenden Klimaschutzmaßnahmen zu koordinieren, hat die Schurwaldkommune erst kürzlich eine neue Stelle geschaffen. Die zukünftige Umweltmanagerin Amelie Linnenbrink hat bislang innerhalb der Verwaltung den Bereich Gebäude­management bearbeitet und kennt sich von daher mit der Materie aus. Sie wird künftig den neuen Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz leiten und soll vor allem die kommunale Wärmeplanung voranbringen. Worüber sich sowohl Jarolim als auch Voorwold im Klaren sind: „Die Gemeinde selbst kann beim Klimaschutz nur noch marginal etwas bewirken“, wie sie sagen. Schon jetzt seien die kommunalen Liegenschaften beim ­Energieverbrauch sehr effizient. Das liegt nicht zuletzt mit daran, dass Aichwald bereits im Jahr 2015 als erste Kommune im Landkreis Esslingen ein Klimaschutz­konzept erarbeitet hat, das jetzt auch im Hinblick auf die anstehende kommunale Wärmeplanung erneuert werden soll. Unter anderem resultierte aus dem Konzept auch der Wunsch nach einem kommunalen Klimaschutz­manager. „Den haben wir jetzt mit Amelie Linnenbrink endlich auch bekommen“, sagt Jarolim.

Um den Klimaschutz in Aichwald weiter voranzubringen und um als Gemeinde die Klimaschutzziele zu erreichen, will er verstärkt die privaten Haushalte mit ins Klimaschutz-Boot holen und beratend tätig werden. Zwar ist die sogenannte Bündelaktion der Teckwerke, über die private Haushalte über gemeinsame Bestellungen 20 Prozent weniger für eine Solaranlage bezahlen, fast abgeschlossen, doch wollen die zehn ehrenamtlich tätigen Berater, die aus der Aktion hervorgegangen sind, auch in Zukunft weitermachen und die Bürger beraten.

Ob und wie viel die Gemeinde Aichwald durch den praktizierten Klimaschutz in den vergangenen Jahren an Energie und damit auch an Kosten eingespart hat, kann Aichwalds Kämmerer Andreas Jauß indes nicht genau beziffern. Der Grund: Mit den Jahren wurden die kommunalen Gebäude inten­siver genutzt oder es haben sich die Nutzungen der Immobilien insgesamt verändert. Zudem haben die Energiepreise zuletzt kräftig angezogen, was einen direkten Vergleich früherer Zahlen mit den heutigen Werten fast unmöglich macht.

Fakt ist jedoch, dass die Schurwald­kommune im Jahr 2018 für Strom und Heizenergie fast 280 000 Euro ausgegeben hatte und die Kosten im Jahr 2022 nur noch bei 268 000 Euro gelegen haben. Für das Jahr 2023 befürchtet Jarolim allerdings deutlich höhere Kosten, weil die langfristigen Verträge mit den Energieversorgern in diesem Jahr neu verhandelt werden mussten und die stark gestiegenen Preise erst jetzt durchschlagen werden.