Aichwald. Seit dem Jahr 2009 tourt in Aichwald regelmäßig der Bürgerbus durch die fünf Ortsteile, ehrenamtlich organisiert vom Verein Bürgerbus und finanziert durch Spenden, Werbeeinnahmen und den einen Euro, den jede Fahrt kostet. Ziel ist es, vor allem älteren Menschen ohne eigenes Auto eine gewisse Mobilität zu ermöglichen.

Wie in jedem Jahr präsentierte Albert Kamm, der Vorsitzende des Vereins Bürgerbus, kürzlich dem Gemeinderat der Schurwaldkommune die Zahlen vom vergangenen Betriebsjahr. Was sich seit ein paar Jahren zeigt: Immer weniger Bürgerinnen und Bürger nutzen das Angebot. Während in den ersten Jahren bis zu 5000 Fahrgäste pro Jahr mitfuhren, geht die Anzahl der Nutzer seit einigen Jahren stetig zurück. Im Jahr 2020 verzeichneten Kamm und sein Team nur noch 1694 Fahrgäste, 2021 waren es 1713 Fahrgäste und im vergangenen Jahr 1769 Mitfahrer. Das wiederum bedeutet, dass pro Tag inzwischen nur noch knapp sieben Fahrgäste das Angebot nutzen und der Bus oftmals leer seine Runden dreht. Als Grund dafür nennt Kamm, der trotz aller Widrigkeiten für das vergangene Jahr einen Gewinn von 670 Euro ausweisen konnte, vor allem das Angebot der Buslinien 114 und 107. Seit die Firma Schlienz die Strecken im Jahr 2019 übernommen hat, fahren die Busse viel häufiger als früher. Zwar hat der Verein inzwischen darauf reagiert und fährt mit dem Bürgerbus seit September vier Haltestellen in der Gemeinde nur noch auf ausdrücklichen Wunsch der Fahrgäste an – entweder, wenn dort jemand aussteigen möchte oder sich per Telefon bei den Fahrern meldet. Weil alle vier Haltestellen – sie befinden sich im Ortsteil Aichschieß im Gewerbegebiet, an der Esslinger Straße und an der Waldschenke sowie an der Schönbühlstraße in Krummhardt – in einer Tempo 30-Zone liegen, kann der Bus nach Absprache mit dem Landratsamt sogar auch unterwegs Fahrgäste auf Zuruf aufnehmen oder aussteigen lassen.

Doch das geht manchen Gemeinderäten nicht weit genug. Deshalb ist es für Walter Knapp (Bündnis 90/Die Grünen) „an der Zeit, das Konzept zu ändern“. Es könne nicht darum gehen, möglichst viele Kilometer zu fahren, es müsse darum gehen, möglichst viele Menschen zu transportieren. Ähnlich sah das auch Volker Haug (CDU). Dass der Bus oft leer sei, zeige, dass er ein Stück an dem, was gebraucht werde, vorbeifahre. Beide Gemeinderäte können sich vorstellen, den Bus nach Weinstädter Vorbild auf einen Rufbus umzustellen und nicht mehr nach einem festen Fahrplan fahren zu lassen.

Michael Neumann (SPD), der den Bürgerbus selbst regelmäßig ehrenamtlich steuert, geht indes nicht davon aus, dass dadurch auch nur ein einziger Fahrgast mehr gewonnen werden könne. „Auch werden wir keinen einzigen Kilometer weniger fahren“, sagte er. Haug warf er vor, ein neues Konzept zu fordern, ohne gleichzeitig zu sagen, wie das aussehen könnte. Doch der wehrte sich. Es sei falsch zu glauben, ein nicht mehr funktionierendes Konzept nur dann kritisieren zu dürfen, wenn man ein neues in der Tasche habe, sagte Haug. Jochen Wieland (FW), der ebenfalls einmal im Monat den Bürgerbus fährt, kann sich indes ein Rufbus-Konzept vorstellen, wenn einen Tag vorher angerufen wird. „Darüber muss man reden“, sagte er und räumte ein, auch keine fertige Lösung anbieten zu können.

Albert Kamm zeigte sich gesprächsbereit, signalisierte aber zugleich, dass für ein Rufbus-Konzept eine ständig besetzte Geschäftsstelle unabdingbar sei. Bürgermeister Andreas Jarolim mahnte an, das Thema Rufbus „ergebnisoffen“ zu diskutieren.